Frau, die auf dem Sofa liegt und eine Tasse in der einen Hand hält, während sie sich mit der anderen die Nase putzt
Health & care

Die aktuelle Erkältungssaison: Die wichtigsten Fakten gesammelt

Die Lage: Warum es gerade überall hustet und schnupft

Wenn es draußen kühler, drinnen trockener und enger wird, haben respiratorische Viren leichtes Spiel. Genau das sehen die Meldesysteme in Deutschland auch diese Saison: Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen liegt niedrig bis moderat, aber millionenfach sind Menschen betroffen – die meisten mit milden, typischen Erkältungssymptomen. In aktuellen Laboranalysen des RKI dominierten Rhinoviren und SARS‑CoV‑2. Parainfluenzaviren tauchten in kleinerem Umfang auf, Influenza, saisonale humane Coronaviren, Adeno- und Metapneumoviren nur vereinzelt. Was jedoch zum Aufatmen führt zeigen die Zahlen der schweren Verläufe (stationär) und COVID‑19‑Diagnosen im Krankenhausbereich. Diese liegen nämlich deutlich niedriger als im Vorjahr um diese Zeit; auch die SARS‑CoV‑2‑Last im Abwasser ist zuletzt zurückgegangen. Das spricht für eine derzeit vergleichsweise entspannte Gesamtlage, trotz vieler Infekte im Alltag.

Warum „Erkältung“ im Winter häufiger ist – und was das fürs Verhalten heißt

  • Kälte an sich macht nicht krank; sie begünstigt aber engeren Innenraum‑Kontakt, trockene Schleimhäute und längere Virusüberlebenszeiten auf Oberflächen/Tröpfchen.

  • Innenräume entscheiden: Wo viele Menschen sind, steigt die Übertragungswahrscheinlichkeit – im Nahverkehr, in Klassenräumen, in Büros. Lüften und Abstand bei Symptomen sind deshalb so wirksam.

  • Immunitätslandschaft: Nach Jahren mit wechselnden Kontaktmustern (Pandemie, Maßnahmen, Nachholeffekte) stabilisiert sich die Lage – mit milden Saisonschwankungen und gelegentlichen Ausschlägen bei einzelnen Erregern. Aktuell zeigt sich eher Normalität mit Rhinovirus‑Dominanz und moderater COVID‑Aktivität.

Die Erreger der Saison: Ein Überblick

Rhinoviren – die „Klassiker“ der Erkältung

Rhinoviren sind die häufigsten Auslöser des grippalen Infekts: Schnupfen, Kratzen im Hals, Reizhusten, manchmal subfebrile Temperaturen. Sie zirkulieren in allen Altersgruppen. Für Familien bedeutet das: Kitas und Schulen fungieren als „Drehscheiben“, Erwachsene bringen die Infekte mit in den Betrieb. Rhinoviren sind hartnäckig, aber meist harmlos. Bei Asthma können sie Schübe triggern.

Rhinoviren

SARS‑CoV‑2 – weiterhin Teil des Mix

Corona ist nicht weg, sondern Teil des üblichen Winter‑Viruscocktails. Das RKI schätzt eine COVID‑19‑Inzidenz von etwa 200 pro 100.000 – klar niedriger als im Vorjahr zur gleichen Zeit. Klinisch bedeutet das derzeit: viele leichte bis moderate Verläufe, schwere Fälle selten.

SARS‑CoV‑2

Parainfluenza, Adeno‑, hCoV & Co.

Nebenakteure sind vorhanden, aber prozentual klein. Parainfluenza wurden vor allem bei Kindern gefunden; Adenoviren und saisonale humane Coronaviren traten sporadisch auf. RSV war im Sentinel nicht nachweisbar und im Meldesystem niedrig – kann aber mit fortschreitendem Winter anziehen, vor allem in den jüngeren Altersgruppen.

Parainfluenza

Und die Grippe?

Influenza ist Anfang November noch kaum im Spiel. Historisch betrachtet schwappt die Grippewelle in Deutschland oft erst nach dem Jahreswechsel heran. Genau deshalb lohnt sich die Impfung im Herbst: Der Schutz ist rechtzeitig aufgebaut, wenn es ernst wird.

Erkältung vs. Grippe vs. COVID‑19 – die grobe Einordnung

  • Erkältung (grippaler Infekt): schleichender Beginn, Schnupfen/Niesen im Vordergrund, mäßige Halsschmerzen/Husten, eher selten hohes Fieber.

  • Influenza (echte Grippe): meist plötzlicher Beginn, hohes Fieber, ausgeprägte Kopf‑/Gliederschmerzen, trockener Husten; betrifft oft den ganzen Körper. Grippewellen kommen hierzulande meist nach dem Jahreswechsel.

  • COVID‑19: sehr variabel – von erkältungsähnlich bis fiebrig mit Geruchs‑/Geschmacksstörungen; dank Immunität in der Bevölkerung derzeit häufig mild, aber Risikogruppen sollten wachsam bleiben.

Impfungen im Herbst/Winter: Wer profitiert jetzt wovon?

Impfung Empfohlene Impfzeit Empfohlene Zielgruppen Weitere Informationen
Influenza (Grippe) Oktober bis Mitte Dezember Ältere Menschen, Schwangere, chronisch Kranke, Menschen mit viel Publikumsverkehr im Beruf (z. B. Pflege, Medizin) Für ab 60-Jährige sind Hochdosis- oder adjuvantierte Impfstoffe empfohlen. 
COVID‑19 Herbst (jährlich) Personen mit erhöhtem Risiko (z. B. hohes Alter, Vorerkrankungen) sowie Menschen mit berufsbedingt hohem Expositionsrisiko Wer jung und gesund ist, benötigt keine Auffrischung außerhalb besonderer Risikolagen.
RSV Ab 75 Jahren (einmalig) Erwachsene ab 75 Jahren, 60–74 Jahre mit relevanten Grunderkrankungen, Bewohnende von Pflegeeinrichtungen Für Säuglinge steht eine passive Immunisierung (Nirsevimab) zur Verfügung.

 

Was Sie jetzt konkret tun können – 9 wirksame Alltagsmaßnahmen

  1. Bleiben Sie zuhause, wenn Sie krank sind. So unterbrechen Sie Infektketten – vor allem bei Kontakt zu Säuglingen, Schwangeren, Älteren oder Menschen mit Immunschwäche. Das BMG empfiehlt bei unvermeidbaren Begegnungen das Tragen einer Maske.

  2. Husten‑ und Niesetikette (Armbeuge, Einmaltaschentücher), Händehygiene (kurz, aber gründlich) und regelmäßiges Lüften senken die Ansteckungsgefahr in Innenräumen.

  3. Schlaf, Wärme, Flüssigkeit. Der Körper braucht Ruhe; lauwarme Getränke, klare Brühen und feuchte Raumluft lindern Beschwerden.

  4. Salz‑Nasenpflege (isotonische Spülung/Spray) kann Schleim lösen und die Nasenatmung verbessern.

  5. Halsschmerzen: Gurgellösungen (z. B. mit Salzwasser) oder Lutschtabletten befeuchten und beruhigen – wunder bewirken sie nicht, aber oft fühlt es sich erträglicher an.

  6. Husten: Nach heutigem Kenntnisstand kann Honig (ab 1 Jahr, nie bei Säuglingen!) nächtlichen Husten kurzfristig lindern – insbesondere bei Kindern.

  7. Fieber/Schmerzen: Paracetamol oder Ibuprofen können sinnvoll sein, wenn sie indikations‑, dosierungs‑ und altersgerecht eingesetzt werden.

  8. Vieles geht von selbst vorbei. Die meisten grippalen Infekte bessern sich innerhalb einer Woche, der Husten darf länger nachhängen.

  9. Antibiotika? Nur bei bakteriellen Komplikationen – gegen Viren helfen sie nicht. Ihr Arzt entscheidet nach Befund, nicht „auf Verdacht“.

Wichtig: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung. Wenden Sie sich bei Unsicherheit oder schweren Symptomen an Ihre Praxis bzw. den ärztlichen Bereitschaftsdienst.

 

Wann zum Arzt, wann in die Notaufnahme?

  • Sofort ärztlich vorstellen bei Atemnot, anhaltend hohem Fieber (> 39 °C über mehrere Tage), starken Schmerzen in Brust/Ohren/Nebenhöhlen, Bewusstseins‑ oder Kreislaufproblemen, deutlicher Verschlechterung nach anfänglicher Besserung.

  • Bei Kindern: Atypische Schläfrigkeit, Trinkverweigerung, Einziehungen der Zwischenrippenräume beim Atmen, pfeifende Atmung, Säuglinge < 3 Monate mit Fieber – bitte umgehend ärztlich abklären.

  • Chronische Erkrankungen (z. B. COPD, Herzinsuffizienz, Diabetes): frühzeitig Rücksprache halten, da Infekte kompensierte Zustände entgleisen lassen können.

 

Blick nach vorn: Was die nächsten Wochen bringen könnten

In den kommenden Wochen könnte die Influenza zunehmend an Stärke gewinnen, besonders im Dezember und Januar, abhängig von der Intensität der Saison. Wer sich noch nicht impfen ließ, sollte dies idealerweise im November oder Dezember nachholen, um rechtzeitig geschützt zu sein. Das Robert Koch Institut empfiehlt, den Grippeschutz nicht auf die lange Bank zu schieben, da die Impfung für Menschen in Risikogruppen von entscheidender Bedeutung ist. Auch das RSV (Respiratorisches Synzytialvirus) könnte regional, vor allem bei Kindern, wieder verstärkt auftreten. Pädiatriepraxen bieten wertvolle Informationen zur Prävention und zum klinischen Vorgehen, wenn es zu einem Anstieg der RSV-Fälle kommt. Diese Informationen helfen Eltern und Betreuungspersonen, sich optimal vorzubereiten und gegebenenfalls frühzeitig zu reagieren. Was das SARS-CoV-2 betrifft, so liegt das aktuelle Niveau der Infektionen deutlich unter dem des Vorjahres. 

Checkliste: So kommen Sie gut durch die Saison

Um gut durch die Erkältungs- und Grippesaison zu kommen, ist es wichtig, regelmäßig den Impfstatus zu prüfen. Besonders die Impfungen gegen Grippe und COVID-19 sind im Herbst empfehlenswert. Auch die RSV-Impfung sollte in Betracht gezogen werden, wenn sie für die jeweilige Person relevant ist. Am besten erfolgt dies vor den Feiertagen, wenn viele Menschen in engem Kontakt stehen. Eine gut ausgestattete Hausapotheke ist ebenfalls unerlässlich. Dazu gehören ein Fieberthermometer, Schmerz- und Fiebermittel, Salzsprays zur Nasenpflege, Taschentücher sowie eventuell Hustenstiller oder -löser. Darüber hinaus spielen Alltagsroutinen eine große Rolle, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Regelmäßiges Lüften, das Einhalten der Hustenetikette, das Reduzieren von Kontakten bei Symptomen und das Tragen einer Maske in sensiblen Situationen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen. Für Familien ist es sinnvoll, Notfallnummern griffbereit zu haben und sich im Voraus Gedanken über die Kinderbetreuung zu machen. Auch Schul- und Kitaregeln sollten bekannt sein, um im Fall eines Falles schnell reagieren zu können. 

Fazit

Die Erkältungssaison 2025/26 ist da – spürbar, aber beherrschbar. Rhinoviren bestimmen das Bild; SARS‑CoV‑2 mischt mit, bleibt aktuell jedoch unter Kontrolle. Influenza steht in den Startlöchern; wer die Grippeimpfung im Herbst wahrnimmt, macht es richtig. Ergänzt um ein paar einfache Verhaltensregeln, etwas Geduld – und die Bereitschaft, bei schweren Symptomen ärztlichen Rat einzuholen – kommen die meisten Menschen gut durch den Winter. Die Zahlen werden sich in den nächsten Wochen verschieben, doch mit einem Blick auf die RKI‑Wochenberichte bleiben Sie auf Kurs.

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